Die Starkbierzeit - in München als die 5.Jahreszeit bezeichnet - ist in diesem Jahr von 10.März bis zum 2.April 2023.
Zu verdanken haben wir dieses Ereignis der Fastenzeit, die nach katholischem Glauben von Aschermittwoch
bis Ostern dauert. Besonders streng wurde in den Klöstern gefastet. Um diese Zeit des Darbens ein wenig
zu erleichtern, kamen vor einigen Jahrhunderten die Paulaner-Mönche von der Au auf die Idee, ein
besonders gehaltvolles und nahrhaftes Bier zu brauen - das Starkbier eben. Es soll anfangs noch nicht so gut geschmeckt haben. Den guten Geschmack
hat erst Bruder Barnabas hinbekommen, ein Brauerssohn, der 1174 ins das Kloster eingetreten ist. Von dem kräftigen Bier wurden gewaltige Mengen
konsumiert, denn das Trinken des Fastenbiers galt nicht als Sünde: "Flüssiges bricht das Fasten nicht".
Ab 1780 wurde der Klostertrunk dann mit kurfürstlicher Erlaubnis auch an Dritte ausgeschenkt. Das
"St.Vater-Bier" der Mönche wurde im Volksmund schon bald "Salvator" genannt. Beim ersten festaktartigen Salvatorabstich
im Jahre 1780 hat Mönch Barnabas Kurfürst Karl Theodor den ersten Humpen Salvator mit den Worten "Salve pater patriae" (Heil dir Landesvater) überreicht. An diesem Brauch hat sich nichts geändert, wenn auch statt dem Kurfürst heute dem bayerischen Ministerpräsidenten
die Ehre der ersten Salvator-Maß zuteil wird.
Auch wenn man das mit dem Fasten heute nicht mehr so genau nimmt, ist der Starkbierausschank in dieser Zeit
zur Tradition geworden. Das Starkbier hat einen höheren Stammwürze-Gehalt als üblich (mindestens 18%), was
an der goldgelben Farbe erkennbar ist. Auch der Alkoholgehalt ist mit ca.7,5% höher (sogenannter Doppelbock);
das normale Münchner Bier vom Fass hat nur ca.3,5% Alkoholgehalt.
Alle großen Münchner Brauereien brauen ihr eigenes Starkbier, wobei die Namen alle auf "-ator" enden und
so fast ein bisschen heilig klingen: Das Starkbier der Augustinerbrauerei heißt Maximator, das der Löwenbraurei
Triumphator, das der Spatenbrauerei Optimator, das der Hofbrauerei Delicator, das von Hacker-Pschorr Animator.
Am bekanntesten aber ist das Original - der Salvator der Paulanerbrauerei.
Die Starkbierfeste im Paulanerkeller (früher Salvatorkeller) auf dem Nockherberg starten in diesem Jahr am 10.März und enden am 2.April.
Im Paulanerkeller auf dem Nockherberg findet alljährlich auch das größte Spektakel
der Starkbiersaison statt: Das berühmt-berüchtigte Politiker-Derbleck'n. In einer deftigen Fastenpredigt wird die Politprominenz abgekanzelt und in einem Singspiel werden bekannte bayerische und bundesdeutsche Politiker durch Doubles parodiert und kräftig derbleckt (durch den Kakao
gezogen). Der besondere Reiz dabei ist, dass die meisten der derbleckten Prominenten persönlich anwesend sind.
In diesem Jahr ist das Ereignis am 3.März. Der Eintritt ist allerdings nur geladenen Großkopferten vorbehalten. Man kann sich aber das Ganze auch im heimischen Pantoffelkino anschauern - das Bayrische Fernsehen überträgt live und zeigt Aufzeichnungen.
Mit dem Starkbierausschank beginnen die Brauereien zu unterschiedlichen Zeiten.
Im Augustinerkeller finden bereits ab 23.Februar Starkbierfeste im Alten Lagerkeller und im Festsaal statt.
Im Löwenbräukeller wird vom 10.März bis 25.März im Festsaal gefeiert. Als offizielle Richtschnur, von wann bis wann das Starkbierfest läuft, dient der Starkbierausschank im Paulanerkeller.
Wer keine Möglichkeit hat, die Starkbierzeit in München mitzuerleben,
kann getröstet werden. Zum einen gibt es noch den Maibock, zum anderen haben die Mönche vom Kloster Andechs
das Privileg, das ganze Jahr über Starkbier brauen und auszuschenken zu dürfen. Der bedeutende Wallfahrtsort
wird auch heute noch von hundertausenden Menschen pro Jahr aufgesucht, wobei die heutigen Wallfahrer mehr des
Bieres wegen kommen. Besonders beliebt ist der dunkle Andechser Doppel-Bock, der selbst g'standene Mannsbilder
vom Stangerl haut. Aber wenn man schon dort ist, sollte man vorher doch noch einen Blick in die prächtige
Klosterkirche werfen, die als eine der schönsten Kirchen des Bayerischen Barock gilt.