Ludwig-Festival am 23.Oktober im Kunstareal



Acht Museen, Institutionen und Kunstführer im Kunstareal veranstalten am Sonntag, 23. Oktober 2016 ein „Ludwig-Festival". In Führungen, Vorträgen und Stadtspaziergängen erfahren die Besucherinnen und Besucher Hintergründe zu Ludwigs Museumsgründungen, Kulturbauten und Kunsterwerbungen. Für den Nachwuchs ist ein Kinderprogramm geboten. Das Festival geht auf Initiative des Ägyptischen Museums zurück, wo man heuer ein „Ludwig-Jubiläum" feiert: Vor 200 Jahren hat der bayerische König auf einer Pariser Auktion die ersten Aegyptiaca für Bayern erworben. Die Ankäufe waren Teil einer umfassenden Kunst- und Kulturpolitik, die den Grundstein dafür legte, dass München heute eine Kunst- und Kulturstadt von weltweitem Rang ist.


Die Teilnahme an den Führungen ist mit Ausnahme der Stadtführung von KUNST-TOUR kostenlos. In den Museen gilt der Sonntagseintritt von 1 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sind frei.


Am Vortag, Samstag, 22. Oktober 2016, findet um 11 Uhr ein „Tweetwalk" auf den Spuren Ludwigs statt, zu dem Twitterer, Blogger und andere Social-Media-Freunde eingeladen sind (Anmeldungen an @smaek_muc; #ludwigfestival).


Teilnehmende Institutionen: Abtei St. Bonifaz - Alte Pinakothek - Histonauten - KUNST-TOUR Christoph Engels - Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke - Neue Pinakothek - Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek - Staatliches Museum Ägyptischer Kunst


PROGRAMM


11 Uhr AUFTAKT mit folgenden Führungen: SMAEK: Ludwig I. – 200 Jahre Altägypten in München | Dr. Sylvia Schoske Glyptothek: 200 Jahre Baubeginn der Glyptothek. Ein Museum für „Werke ausgezeichneter Schönheit" | Dr. Roberto Díaz Neue Pinakothek: Grundsteinlegung der „neuen königlichen Pinakothek" 1846. Ein Haus für die Zeitgenossen | Esther Emmerich


12 Uhr Siegestor, Leopoldstr. 1, 80539 München [Treffpunkt direkt am Siegestor] Ein Siegestor für keinen Sieg. König Ludwig und sein Triumphbogen | Dr. Michael Pfanner


13 Uhr Alte Pinakothek: Auf der Jagd nach der „Täubin". Ludwigs Ankauf der „Madonna Tempi" | Jochen Meister


14 Uhr Königsbau am Max-Josephs-Platz: Ludwig I. und die Umgestaltung Münchens zum 'Athen an der Isar' | KUNST-TOUR Christoph Engels, Teilnahmebeitrag 10.- Euro | Dr. Christoph Engels

Im Anschluss ca. 15:30Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke: Der Konstantinsbogen als Vorbild des Münchner Siegestores von Ludwig I. | Daniel Wunderlich


15 Uhr Glyptothek | SMAEK: 200 Jahre Ägyptische Sammlung - in der Glyptothek und im Ägyptischen Museum [Treffpunkt Glyptothek] | Dr. Astrid Fendt, Dr. Arnulf Schlüter


16:30 Uhr St. Bonifaz: Geschichte und Gegenwart von St. Bonifaz mit dem Grab Ludwigs I. | Pater Korbinian Linsenmann 18 Uhr St. Bonifaz: Film-Soirée: „Ruhe kann mein Wesen nicht ertragen". Ludwig I. von Bayern | Histonauten(Buch: Klaus Reichold, Regie: Thomas Endl, Bayerischer Rundfunk 2006)


Ganztägig Kunstareal: „Auf der Jagd nach Ludwig" - Familien-Rallye durch das Kunstareal. Startpunkt am Ägyptischen Museum


DIE ANGEBOTE IM ÜBERBLICK


Ägyptisches Museum Ludwig I. – 200 Jahre Altägypten in München / Dr. Sylvia Schoske Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst verdankt Ludwig I. einen guten Teil seiner heutigen Bestände an herausragender Plastik. Getreu seinem Motto „Werke ausgezeichneter Schönheit will ich erwerben" war Ludwig nicht am Erwerb kompletter Sammlungen, sondern am Ankauf herausragender Einzelobjekte interessiert und gab damit die spätere Ausrichtung der Ägyptischen Sammlung als Kunstmuseum vor. Sylvia Schoske, Direktorin des Museums, führt durch das Haus und stellt die Erwerbungen Ludwigs I. vor.


Alte Pinakothek Auf der Jagd nach der „Täubin". Ludwigs Ankauf der „Madonna Tempi" / Jochen Meister Um die besten Werke in Europa erwerben zu können, hatte Ludwig ein Netzwerk von Kunstagenten zur Hand, die ihn mit Angeboten belieferten oder auf besondere Stücke hinwiesen. Der „Gallerieinspector" seines Vaters, Johann Georg von Dillis, erster Direktor der Alten Pinakothek, wies den Kronprinzen 1808 auf ein relativ kleines Gemälde in Florenz hin, für das er sich sofort begeisterte und es kaufen wollte, falls es „gut und rein erhalten" und der Preis angemessen wäre. Es handelte sich um eine Madonna im Besitz des Marchese Tempi. Da Ludwig wegen befürchteter Konkurrenten die geplante Erwerbung geheim halten wollte, bekam sie den Decknamen „Täubin mit Jungem" – und eine Jagd begann, die das Objekt der Begierde erst zwanzig Jahre später nach München führte, wo 1826, also vor genau 190 Jahren, der Grundstein der ersten Pinakothek gelegt worden war. Jochen Meister, Referent für Kunstvermittlung an den Pinakotheken, stellt das Gemälde und seine abenteuerliche Geschichte vor.


Glyptothek | Ägyptisches Museum 200 Jahre Ägyptische Sammlung – Doppelführung in der Glyptothek und im Ägyptischen Museum / Dr. Astrid Fendt, Dr. Arnulf Schlüter Bereits in jungen Jahren fasste Ludwig I. den Entschluss: „Wir müssen auch zu München haben, was zu Rom Museo heißt". Er greift damit eine neue Idee auf, denn die Institution des Museums als ein Ort, an dem Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, war gerade erst im Entstehen. Mit der Glyptothek erbaut Ludwig das erste als solches geplante Antikenmuseum weltweit. Ludwig war in seiner Leidenschaft für die Antike wesentlich durch die Vorstellungen von J. J. Winckelmann geprägt. Eines stand bei den Planungen für die Glyptothek aber von Anfang an fest: Die Kunstgeschichte beginnt nicht erst mit den Griechen und Römern! So entschied Ludwig die Ausstellung mit einem Ägyptischen Saal zu beginnen. Astrid Fendt, Konservatorin an denStaatlichen Antikensammlungen und Glyptothek, beginnt die Doppelführung in der Glyptothek und erklärt den Ort des Geschehens. Arnulf Schlüter, stellvertretender Direktor des Ägyptischen Museums, zeigt im Anschluss die von Ludwig I. erworbenen Aegyptiaca, die sich heute im Ägyptischen Museum befinden.


200 Jahre Baubeginn der Glyptothek. Ein Museum für „Werke ausgezeichneter Schönheit" / Dr. Roberto Díaz Nach der Ernennung Leo von Klenzes zum Privatarchitekten für Ludwig I. begann 1816 der Bau der Glyptothek, die 1830 eröffnet wurde. Für die Glyptothek konzipierte Klenze ein Gebäude mit klassischer Fassade und quadratischem Grundriss. Wie viele Intellektuelle seiner Zeit war Klenze der Ansicht, dass es sich beim klassischen Stil um ein unvergängliches Ideal der Kunst handelte. Da man seit Winckelmann die ägyptische Kunst als den Beginn der Kunstgeschichte betrachtete, war dem alten Ägypten der erste Raum gewidmet. In den anderen Sälen wurden die Skulpturen der griechisch-römischen Zeit aus der Sammlung von Ludwig I. in chronologischer Anordnung ausgestellt. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Ludwig I. damit begonnen, Kunstwerke aus der Antike zu sammeln. Im Einklang mit den Werten der philosophischen Ästhetik des 19. Jahrhunderts erwarb der bayerische Kronprinz und spätere König nur Objekte, die durch ihre künstlerische Schönheit hervorstachen. Bei dieser Führung lernen die BesucherInnen Details über die Geschichte dieses faszinierenden Gebäudes und die Entstehung der Sammlung von Ludwig I. kennen.


Königsbau – Kunst-Tour Was wäre München ohne König Ludwig I.? Königsplatz, Karolinenplatz, Wittelsbacherplatz / Dr. Christoph Engels Odeonsplatz, Max-Joseph-Platz und Ludwigstraße zeugen von wahrhaft königlicher Größe. Die städtebauliche Anlage bildet zusammen mit den vollendeten prominenten Bauten ein einzigartig schönes klassizistisches Stadtensemble, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Als begeisterter Antikensammler und passionierter Philhellene war es Ludwigs erklärtes Ziel, München zum „Athen an der Isar" und zur führenden deutschen Kunststadt des 19. Jahrhunderts zu machen. Der kunsthistorische Stadtspaziergang spürt Ludwigs heute noch so lebendigen Geist nach und stellt die wichtigsten Leistungen des Königs und seiner Stadtplaner und Architekten vor, zu denen u.a. Karl von Fischer, Friedrich von Gärtner, Leo von Klenze und Friedrich Ludwig von Sckell zählten.


Kunstareal Familien-Rallye „Auf der Jagd nach Ludwig" Ludwig I. hat überall in München seine Spuren hinterlassen – nicht nur Bauwerke sind ihm zu verdanken, auch viele Kunstobjekte hat er erworben. Mit einer Rallye durch das Kunstareal (und wer möchte, auch darüber hinaus!), können sich Familien auf die Spuren von Ludwig begeben und viel Interessantes zu seiner Person erfahren! Startpunkt am Ägyptischen Museum, an der Kasse gibt es die Rallye-Bögen.


Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke Ein Siegestor für keinen Sieg. König Ludwig und sein Triumphbogen / Dr. Michael Pfanner Das Siegestor gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Münchens. Ludwig I. ließ es 1843 – 1850 von seinem Hofarchitekten Friedrich von Gärtner erbauen. Mit dem Bogenmonument eiferte er den römischen Triumphbögen, aber auch seinem Vorbild Napoleon nach. Das Siegestor war eines der Lieblingsprojekte des Königs, um das er sich selbst mit viel Engagement und sogar Baustellenkontrollen kümmerte. Es gibt in München wenige Denkmäler, die mit der handwerklichen Qualität und Perfektion des Siegestores konkurrieren können. Von 1995 -1999 wurde das Tor umfassend saniert. Der Restaurator weiß von manch unbekannten Dingen zu berichten und kennt Geheimnisse, die er – ausnahmsweise und nur an diesem Sonntag-Mittag – mit den verehrten Zuhörern zu teilen bereit ist.


Der Konstantinsbogen in Rom als Vorbild des Münchner Siegestores / Daniel Wunderlich Das Siegestor von Ludwig I. in München orientiert sich an neuzeitlichen, aber vor allem an antiken Monumenten. Der mit dem Bau beauftragte Hofarchitekt Friedrich von Gärtner reiste eigens zum Studium antiker Vorbilder nach Rom. Der monumentale Konstantinsbogen, von Kaiser Konstantin dem Großen 312–315 n. Chr. errichtet, beeindruckte von Gärtner in besonderer Weise und diente ihm als Vorlage für die Konzeption des Siegestores. Ein Modell dieses Vorbildes des Münchner Bogens befindet sich seit diesem Sommer als Dauerleihgabe des Metropolitan Museum in New York im Museum für Abgüsse klassischer Bildwerke. So lassen sich aus nächster Nähe Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Siegestor betrachten.


Neue Pinakothek Grundsteinlegung der „neuen königlichen Pinakothek" 1846. Ein Haus für die Zeitgenossen / Esther Emmerich Nachdem 1836 die Alte Pinakothek eröffnet worden war, wurde nur zehn Jahre später am 12. Oktober der Grundstein gelegt für eine „neue königliche Pinakothek". Ludwig plante ein Museum für „Gemälde aus diesem und aus künftigen Jahrhunderten", das er aus eigenen Mitteln finanzierte und der Öffentlichkeit als Pendant zur älteren Pinakothek präsentierte. Der Bau August von Voits wurde im Krieg zerstört, heute ist die Neue Pinakothek, entworfen von Alexander Freiherr von Branca und 1981 wiedereröffnet, ein herausragendes Beispiel des Museumsbaus der 1970er Jahre. Doch Vieles in der Sammlung weist noch auf den königlichen Gründer, der beispielsweise die Gemäldesammlung seines Baumeister Leo von Klenze erwarb. Die Kunsthistorikerin Esther Emmerich erläutert die Geschichte dieser besonderen Sammlung und die Absichten, die Ludwig beispielsweise mit Carl Rottmanns Griechenland-Zyklus verfolgte, in dem er selbst auftaucht.


St. Bonifaz Geschichte und Gegenwart von St. Bonifaz mit dem Grab Ludwigs I. / Pater Korbinian Linsenmann Der Königsplatz mit seinen Gebäuden war ein Lieblingsprojekt Ludwig I., das er schon als Kronprinz begonnen hatte vorzubereiten. In der Basilika St. Bonifaz, die ein Teil dieses Ensembles ist, hat er seine letzte Ruhe gefunden. Bei einer Führung durch die Basilika wird dieser Teil seines Wirkens vorgestellt, und auch das Grab des Königs besucht.



Film-Soirée: „Ruhe kann mein Wesen nicht ertragen". Ludwig I. von Bayern / Histonauten „Feurig muß das Leben mir schäumen, sehnen will ich und schwärmen und träumen", dichtete Ludwig I. Tatsächlich blieb er zeitlebens ein rastloser Geist. Allein in Italien weilte er mehr als 30 Mal. Und von jeder Reise brachte er eine neue Anregung mit nach Hause: Der Poseidon-Tempel in Paestum inspirierte ihn zur Walhalla, eine 1828 im Schatten des Vesuv entdeckte Villa zum „Pompejanum" in Aschaffenburg. Selbst sein Altersruhesitz in der Pfalz hat ein südliches Vorbild: das Landgut seiner langjährigen Geliebten Marianna Florenzi in Umbrien.


Quelle: Museum Ägyptischer Kunst